Corona & Co: Das Risiko für weitere Pandemien verringern

Die Wissenschaft sieht in den nächsten Jahren weitere Erkrankungswellen – lokal begrenzt, aber auch weltweit (Pandemie) – auf uns zukommen. Die Zeitabstände dazwischen werden sich verkürzen. Warum das passiert, ist bekannt – und auch, was wir dagegen tun können!

Aktuell:

Eine neue Studie zu Pandemien und Klimawandel ist in der „nature“, einer führenden internationalen wissenschaftlichen Zeitschrift, erschienen. Sie zeigt, dass die Klimakrise das Risiko weiterer Pandemien mehr fördert, als bisher bekannt:

Durch die zunehmende Veränderung vieler Ökosysteme im Rahmen der Erderhitzung werden viele Tierarten gezwungen, in neue Gebiete zu ziehen. Sie bringen ihre Parasiten und Krankheitserreger mit – und begegnen Arten, die diese Erreger noch nie gesehen haben. So können Krankheitserreger auf neue Lebewesen übertragen werden und sich verändern. Dies erhöht das Risiko eines sogenannten „zoonotischen Spillover“, der Übertragung von Keimen von Tieren auf den Menschen – und kann weitere Pandemien verursachen. Die Sars-CoV-2-Pandemie ist wahrscheinlich genau so entstanden.

Das ist noch ein Grund mehr, die Klimakrise so schnell und so stark auszubremsen, wie es nur geht!

Quelle: www.theguardian.com/environment/2022/apr/28/climate-crisis-future-pandemics-zoonotic-spillover

Die Studie: www.nature.com/articles/s41586-022-04788-w

Ursachen für Pandemien

Kontakte zu wilden Tieren

Viele wilde Tiere tragen Viren in sich, die große Krankheitsausbrüche verursachen können. Wenn diese in Kontakt mit Menschen kommen, können Viren auf Menschen überspringen. Das kann zu großen Ausbrüchen unter Menschen führen, bis hin zur weltweiten Ausbreitung (Pandemie). Sehr wahrscheinlich kam es auf diesem Wege auch zur Corona-Pandemie.

Wildtiere leben zum Beispiel in Regenwäldern. Diese werden von Menschen abgeholzt (häufig einfach abgebrannt), um auf der Fläche Futter für Schlachttiere anzubauen. Das Futter, z. B. Soja, wird in großen Teilen auch nach Europa importiert und in der Massentierhaltung verfüttert. Durch das Eindringen in den Regenwald kommen Wildtiere mit Menschen in Kontakt und können Krankheiten übertragen.

Wilde Tiere tragen zahlreiche für Menschen gefährliche Keime. Dringen Menschen in ihre Lebensräume ein, können sie sich infizieren.

Was können wir tun?

Weniger oder gar kein Fleisch essen (<300g/Woche ist auch aus gesundheitlicher Sicht zu empfehlen) und dieses möglichst aus lokaler Produktion kaufen. Noch besser für die Gesundheit und das Tierwohl ist Biofleisch. Wenn davon nur sehr wenig gekauft wird, sind die Gesamtkosten für Fleisch pro Woche nicht höher als bei täglichem Konsum großer Mengen billigen Fleisches – es ist aber besser für die Gesundheit und den Planeten.

Vitamin B12, das oft als Grund benannt wird, viel Fleisch zu essen, wird den Tieren in der Fleischproduktion in chemischer Pulverform zugeführt. Es ist wenig problematisch, bei einem Vitamin B12-Mangel das Vitamin selbst in Tablettenform einzunehmen. Ob tatsächlich ein Vitamin B12-Mangel vorliegt, kann die Hausärztin oder der Hausarzt mit einer Blutabnahme überprüfen.

Wildtierhandel

In vielen Ländern der Welt werden wilde Tiere gefangen und auf Märkten verkauft. Auch hierdurch kommt es zu vielen Kontakten zwischen Mensch und Wildtier und dessen Viren. Gegen diese neuen Viren hat das Immunsystem des Menschen keine Antikörper; es kann zu Infektionen kommen, aus denen Krankheitsausbrüche bis hin zu Pandemien entstehen können.

Was können wir tun?

Keine wilden Tiere kaufen, die importiert wurden; bei Urlaubsreisen keine Souvenirs, die aus wilden Tieren hergestellt wurden, kaufen; Wildtiermärkte meiden. 

Massentierhaltung

Riesige Tiergruppen auf engem Raum dienen Erregern dazu, sich sehr schnell zu verändern. Durch sehr viele Übertragungen zwischen den Tieren in kurzer Zeit können Viren stark mutieren. Dies fördert die Fähigkeit der Viren, von Tieren auf den Menschen überzuspringen und sich dann auf andere Menschen auszubreiten.

Was können wir tun?

Kein Fleisch aus Massentierhaltung kaufen; Druck auf die Politik erhöhen, die Massentierhaltung zu beenden. Wir können dafür zum Beispiel unsere Abgeordneten anschreiben.

Fischfang

Der industrielle Fischfang im großen Stil fängt so viel Fisch, dass lokalen Fischern oft nicht mehr genug ins Netz geht. Beispielsweise in Afrika führt dies dazu, dass Menschen gezwungen sind, mehr wilde Tiere im Regenwald zu fangen, um sie zu essen. Auch hierdurch kommen mehr Kontakte zwischen wilden Tieren und ihren Viren zustande. Auch dies birgt das Risiko neuer Pandemien. 

Was können wir tun?

Auf Fisch verzichten – aus gesundheitlicher Sicht ist das auch sinnvoll, da Fisch heutzutage sehr häufig mit Mikroplastik und Schwermetallen wie Quecksilber belastet ist. Jod und Omega-3-Fettsäuren können auch über pflanzliche Nahrung zugeführt werden (Jod: z.B. Brokkoli, Kürbiskerne; Omega-3-Fettsäuren: z.B. Leinöl, Leinsamen, Hanföl, Hanfsamen, Walnüsse, Algen…)

Durch die Erderhhitzung verschieben sich Lebensräume von wilden Tieren. Sie kommen näher an uns heran – und bringen ihre Viren mit.

Erwärmung

Durch die Klimakrise steigen die Temperaturen. Dadurch verschieben sich die Lebensräume vieler Tiere; manche (wie Zecken, einige Mückenarten, aber auch verschiedene Fledermausarten) profitieren von der wärmeren Temperatur und breiten sich weiter aus. Dadurch können sie näher an Menschen gelangen und diese mit ihren Viren infizieren.

Eine Ursache für die globale Erwärmung ist auch die Abholzung großer Mengen Regenwald, die das Treibhausgas Kohlendioxid (CO2) gebunden haben. CO2 wird von Pflanzen und Bäumen für die Produktion von Energie genutzt, dabei speichern sie das CO2 in ihrem Gewebe. Werden diese Pflanzen und Bäume verbrannt, wird das CO2 wieder freigesetzt.

CO2 gelangt in die Atmosphäre der Erde, wo es Wärme zurück zur Erde reflektiert, die von der Erde abgestrahlt wird. Wie in einem Treibhaus, dessen Glaswände Wärme innen halten, wird es so auch auf der Erde immer wärmer. Da der Mensch in den letzten Jahrzehnten durch Verbrennung von Holz, aber auch Kohle und Öl zur Energiegewinnung (Strom, Treibstoffe, Heizen) sehr viel CO2 freigesetzt hat, hat sich das Klima bereits um ca. 1,2 Grad erwärmt. Wenn dieser Trend sich fortsetzt und z.B. das Eis der Arktis ganz abschmilzt, wird nicht nur der Meeresspiegel stark ansteigen und Dürren und Hitzewellen mehr werden, sondern auch viele Arten ihre Lebensräume verlieren oder verändern. Dies wiederum kann das Risiko von Pandemien beinhalten; genau wie die Abholzung der Regenwälder selbst. 

Was können wir tun?

Druck auf die Politik machen, die Erderwärmung möglichst schnell zu stoppen; selbst möglichst wenig CO2 ausstoßen (auf Flüge, Kreuzfahrten, Autofahren soweit wie möglich verzichten; wenig und sparsam heizen; wenig Fleisch essen…); sich in der Klimabewegung engagieren.

Permafrost-Gebiete

In nördlichen Russland, in Alaska und anderen Gebieten sind Lebewesen seit Jahrtausenden im sogenannten „Permafrost“ (niemals auftauender, gefrorener Boden) eingefroren.

Durch die Erderwärmung taut der Permafrost an vielen Stellen auf. Mit ihm tauen auch diese Lebewesen auf – und setzen alte, lebensfähige Krankheitserreger frei, die sich verbreiten können. Hierdurch kam es bereits 2016 zu einem Milzbrand-Ausbruch in Sibirien. Es ist (unwahrscheinlich, aber) möglich, dass durch diese Erreger weltweite Krankheitsausbrüche geschehen; lokale Ausbrüche wie 2016 sind wahrscheinlich.

Was können wir tun?

Klimakrise, Artensterben und Pandemien haben gemeinsame Ursachen. Wir müssen die Erderhitzung auch deshalb bekämpfen, weil wir damit etwas gegen das Auftreten weiterer Pandemien tun. Wir müssen uns gegen das Artensterben einsetzen, um unsere eigenen Art zu schützen.

Quellen

UNEP Report „Making Peace with Nature“ (2021)

Wer Pandemien verhindern will, muss den Regenwald erhalten

Süddeutsche Zeitung – Wenn der Klimawandel krank macht

Biodiversity and Health in the Face of Climate Change (2019)

Coronavirus, Climate Change, and the Environment – A Conversation on COVID-19 with Dr. Aaron Bernstein, Director of Harvard Chan C-CHANGE

Nach der Coronakrise ist mitten in der Klimakrise

Viren und Bakterien werden durch den auftauenden Permafrost zur Bedrohung

Food in the Anthropocene: the EAT–Lancet Commission on healthy diets from sustainable food systems

Links between ecological integrity, emerging infectious diseases originating from wildlife, and other aspects of human health – an overview of the literature

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