Ernährung und Klima

„Die Ernährung ist die beste Möglichkeit, um mit einem einzigen Hebel sowohl die Gesundheit als auch die Umwelt nachhaltig zu stabilisieren.“
(Lancet-Kommission: Food in the Anthropocene)

Dass unsere Ernährung etwas mit dem Klimawandel zu tun hat, wissen heute fast alle Menschen. Was genau aber hat es damit auf sich? Was sind die Fakten? Und was ist eine „klimasensible“ Ernährung?

Die weltweite Produktion von Nahrungsmitteln ist mit etwa 30% des weltweiten Treibhausgas-Ausstoßes und 70% des weltweiten Wasserverbrauchs einer der stärksten Antreiber des Klimawandels.

Es sind einerseits derzeit ca. 2 Milliarden Menschen von Hunger betroffen, während andererseits in Industrieländern wie Deutschland jeder zweite Erwachsene übergewichtig ist. Durch Übergewicht und ungesunde Ernährung erhöht sich das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Krebs und vorzeitigen Tod.

Besonders wichtig beim Thema Landwirtschaft sind die Klimagase Methan und Lachgas: Diese beiden entstehen durch Verbrennung fossiler Brennstoffe, aber eben besonders auch in der Landwirtschaft. Das Problem dabei ist, dass Methan und Lachgas deutlich stärkere Treibhausgase sind als CO2 – Methan ca. 25x, Lachgas ca.300x stärker als CO2 und damit entsprechend klimaschädlicher.

In Deutschland ist die Landwirtschaft aktuell mit über 53% die größte Quelle für Methan; Lachgas wird v.a. aus Kunstdünger freigesetzt.

In der Kreislaufwirtschaft der ökologischen (Bio-)Landwirtschaft wird Methan größtenteils wieder vom Boden aufgenommen; in der industriellen (konventionellen) Landwirtschaft sinkt die Fähigkeit der Böden, Methan abzubauen, durch Überbelastung und Ausnutzung jedoch drastisch und das Methan gelangt in die Atmosphäre.

In Deutschland ist jeder zweite Erwachsene übergewichtig. Durch Übergewicht und ungesunde Ernährung erhöht sich das Risiko für Herzkrankheiten, Diabetes, Krebs und vorzeitigen Tod.

Ungefähr 37% der weltweit ausgestoßenen Menge Methan stammt außerdem direkt oder indirekt aus der Viehhaltung von insbesondere Rindern.

Weltweit liefert die Viehhaltung dabei nur 18% der gesamten Nahrungsenergie, verbraucht dafür aber 83% der landwirtschaftlichen Flächen (!)

Die Viehhaltung ist für 60 % der Klimagase der Landwirtschaft verantwortlich und für 14,5 % der gesamten Klimagase (!).
Vor allem in Mittel- und Südamerika werden für die Rinderhaltung große Regenwaldflächen gerodet. Weitere Flächen dort werden abgeholzt, um v.a. Soja für die Fütterung von Tieren (Schweine!) in Massentierhaltung auch in Europa anzubauen.
(Soja für den menschlichen Verzehr wird übrigens großteils in Europa angebaut)

Die Produktion von Lebensmitteln, insbesondere durch intensive, nicht biologische Landwirtschaft, und am meisten in Verbindung mit Rinderhaltung (Rindfleisch, Milchprodukte), hat also ganz erhebliche klimaschädliche Auswirkungen.

Deutlich weniger Fleischverzehr – vor allem Rindfleisch – ist der größte individuelle Beitrag zur Stabilisierung unseres Klimas

Und wenn Fleisch gegessen wird, dann aus der Region und möglichst aus ökologischer Landwirtschaft: Wenn Fleisch nämlich regional und biologisch erzeugt wird, ist das nicht nur tierfreundlicher, es entstehen auch weniger Klimagase (v.a. weniger importiertes Sojafutter). Allerdings sind die direkten Klimagasmengen der biologischen Tierhaltung nicht wirklich geringer als die der Massentierhaltung. Man hat dafür dann allerdings mehr Tierwohl und weniger Antibiotika & Co. auf dem Teller…

Von einer fleischreduzierten Ernährung hat man vor allem auch selbst etwas: Der Verzehr tierischer Produkte (vor allem von rotem Fleisch) fördert nachgewiesenermaßen Krankheiten wie Darm-, Brust- und Prostatakrebs, Rheuma/Arthritis und Herzinfarkt.

Außerdem ist Fleisch sehr kalorien- und fetthaltig und trägt dazu zum Übergewicht – einem der größten gesundheitlichen Risikofaktoren – erheblich bei. Je weniger man davon zu sich nimmt, desto gesünder ist das. Die EAT-Lancet-Kommission empfiehlt, weniger als 300g Fleisch pro Woche zu essen, und zwar vor allem Geflügel.

Für eine gesunde Ernährung – auch von Kindern – ist übrigens überhaupt kein Fleisch erforderlich: auch vegetarisch kann man problemlos alle erforderlichen Nährstoffe
aufnehmen. Vegan wird das etwas schwieriger und geht nicht ohne die Substitution von Vitamin B12 – wer sich mit der Ernährung aber auseinandersetzt und sich vielseitig ernährt, wird vegan mit Sicherheit eine gesündere Ernährungsform haben, als der Durchschnitt in unserem Land.

Klimasensible Ernährung – muss das wirklich vegan sein?

Die klimasensible Ernährung – auf Englisch „Planetary Health Diet“ wurde von einer renommierten Expertenkommission, der EAT-Lancet-Kommission, erarbeitet.

Das Ziel dieser Kommission war es, die weltweite Ernährung so zu sichern, dass für alle genug da ist, Klimaziele eingehalten werden und die Ernährungsform gleichzeitig möglichst gesund für uns Menschen ist. Aus diesen Zielen ist die “Planetary Health Diet” entstanden.
Das ist eine Ernährungsempfehlung, die es ermöglichen soll, unsere wachsende Weltbevölkerung gesund und vielseitig mit Nahrungsmitteln zu versorgen, ohne die
ökologischen Belastungsgrenzen unseres Planeten zu überschreiten.

Sie verbindet dabei aktuelle Erkenntnisse zu gesunder Ernährung mit den Grenzwerten für die bei der Lebensmittelproduktion entstehende Umweltbelastung durch Treibhausgase, Bodenbelastung, Artensterben und Wasserverbrauch.

Die Planetary Health Diet ist keine vegane oder vegetarische Ernährungsform, aber deutlich fleischreduziert.

Da vor allem die Herstellung tierischer Produkte eine enorme ökologische Belastung darstellt und gleichzeitig mit den meisten gesundheitlichen Problemen einhergeht, sind diese nur sehr begrenzt enthalten.
Zu den Empfehlungen der EAT-Lancet-Kommission gehört auch die Vermeidung von langen Transportwegen (regionales und saisonales Essen), von umweltschädlichen Pestiziden (Bio-Essen) und nicht zuletzt von Lebensmittelverschwendung.

Planetary Health Diet kurz gefasst:

Essen Sie überwiegend

  • pflanzliche Produkte
  • die gerade Saison haben,
  • ökologisch produziert wurden und aus der Region kommen.
  • Vermeiden Sie dabei Verpackungsmüll und werfen Sie möglichst wenig Lebensmittel weg.

Wenn sich die ganze Welt an diese Vorgaben halten würde, könnten jährlich etwa 11 Millionen Todesfälle durch ungesunde Ernährung vermieden werden (!).

Außerdem sollte es damit machbar sein, die bis zum Jahr 2050 auf etwa 10 Milliarden Menschen gewachsene Weltbevölkerung gesund zu ernähren, ohne unseren Planeten zu zerstören.

Die Planetary Health Diet auf einem Teller symbolisch aufgemalt – von https://eatforum.org/eat-lancet-commission/the-planetary-health-diet-and-you/

Was können wir tun?

Essen Sie weniger Fleisch und tierische Produkte – das ist gut für Klima, Natur UND Ihre Gesundheit. Kaufen Sie wenige, aber dann hochwertige tierische Produkte. Fragen Sie bei Ihrer Krankenkasse nach, ob sie Sie unterstützt und Ihnen eine Ernährungsberatung bezahlt – das kann auch verschrieben werden. Auch Hausärztin oder Hausarzt können Sie beraten. Eine Ernährungsberatung informiert Sie über eine gesunde Ernährung und gibt Ihnen Tipps und Tricks zum Einkaufen und Kochen.

Quellen

Horton, Richard et al.: From public to planetary health: a manifesto, in: The Lancet, 2014.

Horton, Richard u. Selina Lo: Planetary health: a new science for exceptional action, in: The Lancet, 2015.

Müller, Olaf et al.: Planetary Health – Ein umfassendes Gesundheitskonzept, in: Deutsches Ärzteblatt, 2018.

Myers, Samuel: Planetary health: protecting human health on a rapidly changing planet, in: The Lancet 2017.

Prescott, Susan et al.: The Canmore Declaration: Statement of Principles for Planetary Health, in: Challenges, 2018.

Whitmee, Sarah et al. : Safeguarding human health in the Anthropocene epoch: report of The Rockefeller Foundation–Lancet Commission on planetary health, in: The Lancet 2015.

www.bzfe.de/nachhaltiger-konsum/lagern-kochen-essen-teilen/planetary-health-diet/

https://eatforum.org/eat-lancet-commission/the-planetary-health-diet-and-you/