Psychische Gesundheit

Hitzewellen stressen uns auf verschiedenen Ebenen.

Die direkten Effekte auf den Körper zeigen sich in der vermehrten Ausschüttung von Stresshormonen und einer reduzierten Leistungsfähigkeit. Wir fühlen uns schneller erschöpft und gleichzeitig unter Druck. Hitze verschlechtert nämlich die Fähigkeit zum logischen Denken und kann Aggressivität und Gewaltbereitschaft fördern. So finden sich während Hitzewellen vermehrte Fälle von körperlicher und häuslicher Gewalt, sodass Forschende zukünftig eine Zunahme an Gewalttaten erwarten.

Auch die hohe Luftverschmutzung unserer Atemluft wirkt sich negativ auf die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit aus. Wärme verstärkt diese bestehende Luftverschmutzung noch, daher können Hitzewellen uns besonders in unserer Stimmung und unserem Denken beeinflussen. Diese Leistungsminderung ist sogar bereits messbar, die Sommerhitze in Deutschland senkt das Bruttoinlandsprodukt jährlich um 540 Millionen bis 2,4 Milliarden Euro.

Hitze betrifft uns alle, aber besondere Risikogruppen sind ältere Menschen, Kinder, wirtschaftlich Schwache und chronisch Kranke. Gerade Personen mit einer psychiatrischen Vorerkrankung haben ein hohes Risiko, während einer Hitzewelle im Krankenhaus behandelt zu werden oder zu versterben.

Die Veränderung des Klimas stresst uns aber auch auf anderen Ebenen, sie verändert unseren Lebensraum und beeinflusst unsere Lebensgrundlage. Daher sind Menschen, die direkt von Extremwetterlagen betroffen sind, besonders durch die Auswirkungen auf die psychische Gesundheit gefährdet.

Sommerhitze in Deutschland senkt das Bruttoinlandsprodukt jährlich um 540 Millionen bis 2,4 Milliarden Euro

Naturkatastrophen

Naturkatastrophen können starke Traumata bei Betroffenen hinterlassen. Personen, die ihr Zuhause, ihre Existenz oder geliebte Menschen verloren haben, können eine posttraumatische Belastungsstörung entwickeln. Es kommt außerdem gehäuft zu Angststörungen, Phobien, Alkoholmissbrauch und Depressionen. Diese Erkrankungen können auch lange nach dem Ereignis das Leben der Menschen beeinflussen. So verdoppelte sich zum Beispiel in Gegenden, die vom Hurricane Katrina betroffen waren, die Suizidrate und die Hälfte der Menschen entwickelte Angst- oder depressive Symptome.

Mögliche Extremwetterereignisse

Mögliche Extremwetterereignisse und ihre gesundheitlichen Konsequenzen verursachen also ganz konkret Existenzangst durch Bedrohung der eigenen Lebensgrundlage, Verlust der Arbeit, des Zuhauses oder von Familienmitgliedern. Hinzu kommen weitere Stressoren durch Faktoren wie klimabedingte Migration oder knappe Ressourcen wie Wasser. Sie können zu gesellschaftlichen oder politischen Konflikten führen. Die sicherheitspolitische Dimension des Klimawandels ist mittlerweile von der NATO anerkannt.

Was können wir tun?

Wenn es zu einer Überschwemmung kommt, wird zunächst akute Unterstützung benötigt, um die Betroffenen zu versorgen und beim Aufräumen und Aufbauen zu helfen.

Es müssen Vorkehrungen getroffen werden, um vorbereitet zu sein, wenn es zu Unwettern kommt. Dazu gehört zum Beispiel ein System, um die Bevölkerung zu warnen oder bauliche Schutzmaßnahmen. Auch muss es um Flüsse herum genug Fläche für Überflutungen geben, die nicht bebaut ist. In Städten müssen ebenfalls Überflutungsflächen geschaffen (z.B. Parks) und die Kanalisation ausgebaut werden. All dies gehört zu den sogenannten Klimaadaptationsmaßnahmen – Maßnahmen, um sich an den Klimawandel anzupassen.

Vor allem aber muss der Klimaschutz so stark wie nur möglich werden. Je heißer es wird, desto häufiger und extremer werden die Unwetter! Und umso höher die Erderhitzung ansteigt, umso schwieriger wird die Anpassung werden. Also werden Sie aktiv, informieren Sie sich, reden Sie mit anderen darüber, gehen Sie wählen, beteiligen Sie sich an Demonstrationen,…damit die Politik schnellstmöglich mehr für den Klimaschutz tut!

Quellen

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