Unser Eindringen in natürliche Lebensräume von Wildtieren hat in Kombination mit dem Klimawandel einen Einfluss auf unsere Gesundheit. Durch Reisen und Importe aus wärmeren und tropischen Ländern (z.B. Palmöl aus Regenwäldern, die für dessen Anbau abgeholzt wurden) können sich exotische Insekten und Parasiten bei uns ansiedeln. Denn durch den Klimawandel wird es auch bei uns immer wärmer – also optimale Bedingungen für diese Lebewesen.
Ein Beispiel ist die Asiatische Tigermücke: sie hat es aus Südostasien bis nach Europa geschafft und ist inzwischen auch in Süd- und Mitteldeutschland weit verbreitet. Durch ihren Stich kann sie viele Krankheitserreger auf uns übertragen, wie z.B. das West-Nil-Virus oder das Dengue-Virus (beide ursprünglich aus Afrika).
So haben sich beispielsweise die in Europa dokumentierten Erkrankungen mit dem West-Nil-Virus in den letzten Jahren vervielfacht! Das Robert-Koch-Institut (RKI) geht davon aus, dass sich das Virus in Zukunft noch weiter Richtung Norden ausbreiten wird, insbesondere durch den sehr heißen Sommer.
Eine Erkrankung durch solche einst tropischen Viren äußert sich z.B. durch Fieber, Hautausschläge, Gelenkschmerzen bis hin zu Gehirnentzündungen und Lähmungen.
Tropische Insekten werden durch das wärmere Klima bei uns heimisch, die Folge: Tropenkrankheiten wie West-Nil-Fieber auch in Deutschland!
FSME wird von Zecken übertragen
Neben Mücken profitieren auch Zecken, welche zum Beispiel Krankheitserreger für gefährliche Hirnhautentzündungen (FSME) übertragen können, von den wärmeren Wintern und längeren Sommermonaten. Dies zeigt sich vor allem durch die jährlich durchs RKI ernannten Risikogebiete für krankheitsübertragende Zecken, welche sich von Jahr zu Jahr ausdehnen, je heißer die Sommermonate werden. So wurde 2020 die bisher höchste Zahl der FSME-Infektionen seit Beginn der Datenerfassung gemeldet. Auch Borreliose wird von Zecken übertragen und durch deren vermehrte Ausbreitung immer häufiger.
Ausbreitung von Bakterien
Höhere Temperaturen können außerdem in Seen und in der Ostsee zur Ausbreitung von Cyanobakterien (Blaualgen) führen, was Hautreizungen bis hin zu Vergiftungen verursachen kann. Darüber hinaus wird die Erwärmung der Ostsee auch das Risiko von Vibrio-Infektionen erhöhen. Vibrio-Bakterien können Wundinfektionen oder Durchfall auslösen – für Menschen mit eingeschränktem Immunsystem (wie z.B. Krebserkrankte) kann eine Infektion mit Vibrionen auch tödlich ausgehen.
Was können wir tun?
Gegen einige dieser Erreger gibt es Impfstoffe. Zudem sollte man sich (insbesondere im Sommer) durch geeignete Kleidung und Insektenschutzmittel gegen Stiche schützen. Außerdem ist es ratsam, den Körper nach Aufenthalten im Freien (v.a. in Risikogebieten) auf Zecken zu überprüfen. Besonders häufige Stellen für Zeckenbisse: Brust, Bauch, Lendenbereich sowie Kniekehlen.
Alle Maßnahmen, die der Klimakrise entgegenwirken, sind damit auch Maßnahmen gegen die Ausbreitung neuer Infektionserreger.
Quellen
Hemmer CJ, Emmerich P, Loebermann M et al. Mücken und Zecken als Krankheitsvektoren: der Einfluss der Klimaerwärmung. Dtsch Med Wochenschr 2018; 143: 1714-1722.
Ogden NH. Climate change and vector-borne diseases of public health significance. FEMS Microbiol Lett. 2017 Oct 16;364(19). doi: 10.1093/femsle/fnx186. PMID: 28957457.
Augustin, J., et al. (2017). Gesundheit. Klimawandel in Deutschland: Entwicklung, Folgen, Risiken und Perspektiven. G. P. Brasseur, D. Jacob and S. Schuck-Zöller. Berlin, Heidelberg, Springer Berlin Heidelberg: 137-149.
Vezzulli L, Colwell RR, Pruzzo C. Ocean warming and spread of pathogenic vibrios in the aquatic environment. Microb Ecol 2013; 65: 817-825.
www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2020/37/Art_02.html
C. Beierkuhnlein, S. M. Thomas: Stechmückenübertragene Krankheiten in Zeiten des globalen Wandels. Flugmedizin – Tropenmedizin – Reisemedizin – FTR (2020), 27(01), 14-19. DOI: 10.1055/a-1079-2469.